Am 90. Jahrestag der Bücherverbrennung durch die Nationalsozialisten konnten die Schülerinnen und Schüler der 10. Jahrgangstufe der Freiherr-vom-Stein-Schule zum ersten Mal seit 2019 während einer Exkursion zur NS-Gedenkstätte des Konzentrationslagers Buchenwald bei Weimar einen jener Orte besuchen, die an die Opfer der nationalsozialistischen Diktatur und ihrer menschenverachtenden Ideologie erinnern.

Nachdem ihre Geschichtslehrer sie entlang des Leidensweges der Häftlinge in das sogenannte Schutzhaftlagers geführt hatten, bekamen die Schülerinnen und Schüler in der großen Ausstellung Gelegenheit, im Selbststudium ihr eigenständiges, kritisches Urteil in der Auseinandersetzung mit diesem Abschnitt deutscher Geschichte zu schärfen.

Hinter dem Tor mit der von innen zu lesenden, zynischen Aufschrift „Jedem das Seine“ erwartete die Schülerinnen und Schüler eine räumliche Leere, die viele als besonders eindrucksvoll empfanden. „Das macht die unmenschliche Behandlung der Häftlinge nur umso unbegreiflicher“ war der Kommentar einer Schülerin. „So richtig klar was hier abging, hab‘ ich erst begriffen, als ich allein vor den Öfen [des Krematoriums] stand“, so ein anderer Schüler. Anderen half die sehr persönliche Dimension der vielen Ausstellungsstücken dabei sich zu vergegenwärtigen, welch schlimmes Leid die Menschen aus ganz Europa hier erdulden mussten.

Gefragt, warum sie nicht wie andere Besuchergruppen Fotos mache, antworte eine Schülerin, dass es für sie nicht der richtige Ort sei, es fühle sich nicht richtig an. Ein solch umsichtiges Verhalten im Umgang mit dem Erbe deutscher Geschichte und der daraus erwachsenden Verantwortung für diese erste Generation, die bald ohne lebenden Zeitzeugen auskommen muss, kann nur die direkte Auseinandersetzung vor Ort bewirken und nicht aus Schulbüchern gelernt werden.